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Promille, Kater & Co. –
Alkoholseliges zum Jahresausklang
Alle Jahre wieder ist es soweit: Der Dezember hat uns eingeholt.
Endspurtstress und Besinnlichkeit, Dunkelheit und Lichterschmuck,
In-sich-Gehen und Feiern – egal wie gegensätzlich, all dies gehört zum
letzten Monat des Jahres dazu. Und natürlich das gute Essen und Trinken.
Steht der Wechsel zum Neuen Jahr am 31.12. dann endgültig vor der Tür,
wird vor allem Letzterem gefrönt. Grund genug, sich mit ein paar Fakten
zum Thema zu befassen.
Wie viel Alkohol trinken die Deutschen?
Jeder Einwohner Deutschlands konsumiert statistisch gesehen mehr als 115
Liter Bier, fast 20 Liter Wein, knapp vier Liter Sekt und zwischen fünf
bis sechs Liter Spirituosen pro Jahr (Quelle: DHS, Jahrbuch Sucht 2005).
Damit steht Deutschland beim Alkohol-pro-Kopf-Verbrauch an fünfter
Stelle im Vergleich von 45 europäischen Staaten.
Ist Alkohol ein „Dickmacher“?
Leider ja. Jedes Gramm Alkohol liefert sieben kcal. Außerdem: Alkohol
verlangsamt den Fettstoffwechsel des Körpers. Ein Rechenbeispiel: zwei
Gläser Bier (à 0,3 l) oder zwei Gläser Rotwein (à 0,2 l) oder eine halbe
Flasche Sekt (à 0,75 l) enthalten ähnlich viele Kalorien wie eine halbe
Tafel Schokolade.
Wie nimmt der Körper Alkohol auf?
Ein ganz kleiner Prozentsatz (ca. 2 %) wird bereits während des Trinkens
von der Mundschleimhaut aufgenommen. Weitere 20 Prozent gelangen über
die Magenschleimhaut ins Blut. Die weitaus größte Alkoholmenge
(restliche knapp 80 %) wird über den Dünndarm in das Blut geleitet und
gelangt von hier aus direkt zur Leber. Insgesamt kann es bis zu zwei
Stunden dauern, bis der konsumierte Alkohol vollständig vom Körper
aufgenommen (= resorbiert) ist. Wie schnell der Alkohol ins Blut
gelangt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es spielt eine Rolle, wie
und mit welchen Nahrungsmitteln der Magen bereits gefüllt ist: Ein
„leerer“ Magen nimmt Alkohol sehr viel schneller auf. Bei gefülltem
Magen – vor allem, wenn etwas Fettreiches gegessen wurde – verzögert
sich der Alkoholtransport ins Blut. Dies bedeutet zwar nicht, dass
weniger Alkohol aufgenommen wird, aber die Resorption verläuft
langsamer.
Was passiert mit dem Alkohol im Körper?
Alkohol ist ein Gift, dass der Körper so schnell wie möglich zu
entsorgen versucht. Mehr als 90 Prozent der aufgenommenen Alkoholmenge
wird zur Leber transportiert und dort abgebaut. Konkurrieren mehrere
Substanzen um das gleiche Abbausystem, gibt der Körper dem Alkoholabbau
meist den Vorrang – dadurch können sich andere schädliche Substanzen
vorübergehend im Körper anreichern. Auch wichtige Stoffwechselprozesse
werden durch den Alkoholabbau unter Umständen blockiert. Ein Beispiel
ist die Versorgung des Gehirns und anderer Körperzellen mit Glukose: Der
Alkoholabbau behindert die Glukoseneubildung in der Leber, was bei
insulinpflichtigen Diabetikern unter Umständen in eine lebensbedrohliche
Unterzuckerung führen kann.
In der Leber ist das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) dafür zuständig,
Alkohol (Ethanol) in Acetaldehyd (Ethanal) umzuwandeln. Ein weiteres
Enzym – die Acetaldehyddehydrogenase – baut Ethanal zu Essigsäure ab,
die im Körper schließlich in Wasser und Kohlenstoffdioxid umgewandelt
wird. Das Zwischenprodukt Ethanal ist übrigens gemeinsam mit dem
Flüssigkeits- und Mineralienverlust hauptverantwortlich für den
wohlbekannten „Kater“.
Bei vielen Asiaten findet der Abbau von Ethanal zu Essigsäure aus
genetischen Gründen nur unzureichend statt. Diese Menschen bekommen
daher schon bei geringen Alkoholmengen heftige Kopfschmerzen.
Das Alkoholabbauenzym ADH ist in geringer Menge auch im Magen vorhanden,
und zwar bei Männern meist in etwas höherer Aktivität als bei Frauen.
Das ADH-Vorkommen im Magen kann den Alkoholabbau geringfügig
beschleunigen: Alles, was bereits hier abgebaut wird, gelangt nicht mehr
ins Blut.
Ein kleiner Teil der aufgenommenen Alkoholmenge wird außerdem abgeatmet
(maximal 5 %, dies ist die berüchtigte „Alkoholfahne“), etwa zwei
Prozent werden unverändert mit dem Urin ausgeschieden und weitere ein
bis zwei Prozent des Alkohols über die Haut ausgeschwitzt.
Wie schnell baut der Körper Alkohol ab?
Pro Stunde baut der Körper je nach Gewicht und Geschlecht (Mann oder
Frau) etwa 0,1 bis 0,15 Promille Alkohol ab. Dies entspricht ca. 0,1 bis
0,15 Gramm Alkohol pro kg Körpergewicht. Ein Beispiel: Ein halber Liter
Bier oder ein halber Liter Wein enthalten etwa 20 Gramm reinen Alkohol.
Bei einem Mann mit 80 kg wäre der Blutalkohol in etwa 2,5 Stunden, bei
einer 60 kg schweren Frau in 3 bis 3,5 Stunden abgebaut.
In der Nacht, wenn sich der Stoffwechsel verlangsamt, geht die Abbaurate
weiter nach unten auf nur noch etwa 0,09 Promille je Stunde. Wer bis
tief in die Nacht gefeiert hat, kann am nächsten Morgen durchaus noch
fahruntüchtig sein!
Tipps gegen den Kater
… gibt es vermutlich so viele wie Regenschauer in diesem Jahr. Aber was
hilft wirklich? Gute Frage! Ein Patentrezept à la „Kater-Ex“ haben wir
auch nicht – außer natürlich, auf das Trinken zu verzichten. Wer die
folgenden Fakten im Hinterkopf behält, kann aber dem Allergröbsten
erfolgreich aus dem Weg gehen:
-
Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit und Mineralien – eine der
wesentlichen Mitursachen für Kopfschmerzen und körperliche
Erschöpfung. Tipp: Nehmen Sie sich vor, nach jedem Glas Alkohol
mindestens auch ein Glas Mineralwasser zu trinken.
-
Kohlensäure, Wärme und Zucker steigern die Durchblutung in der
Magen- und Darmschleimhaut – die Folge ist, dass Alkohol schneller
seine Wirkung zeigt. Bei Sekt (Kohlensäure), Punsch (Wärme, Zucker),
Grog, Likör etc. ist daher besondere Vorsicht geboten.
-
Das giftige Zwischenprodukt des Alkohols ist Ethanal (Acetaldehyd,
s. o.). Zucker hemmt den Abbau von Ethanal, daher ist der Kater nach
süßen alkoholischen Getränken oft besonders ausgeprägt.
-
Der Ausspruch „Alkohol braucht eine Grundlage“ stimmt tatsächlich:
Wenn der Magen gut gefüllt ist, wird Alkohol langsamer in das Blut
aufgenommen. Vor allem Fett verzögert die Alkoholresorption. Und: je
länger der Alkohol im Magen verweilt, umso größer ist die Chance,
dass bereits hier ein kleiner Teil durch die Alkoholdehydrogenase
abgebaut wird.
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